Am 5. November 2024 hatten zwei Gruppenmitglieder die Gelegenheit, das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven zu besuchen. Dafür sind unsere Teammitglieder Conrad und Pia um 5:30 Uhr in Hannover aufgebrochen, um etwas später Dr. Wolf Isbert – Meeresbiologe mit langjähriger Forschungserfahrung im Bereich Applied Marine Biology and Maritime Technologies zu treffen. In den letzten Jahren hat Dr. Isbert im Rahmen eines größeren Projekts Riffplatten an mehreren Standorten in der Nordsee ausgelegt. Dabei untersuchte er Biofouling und Sukzession, also wie sich Lebensgemeinschaften auf den Strukturen im Laufe der Zeit entwickeln. Dr. Isbert forscht zudem zu Multi-Use Offshore Windparks, anthropogenen Einflüssen auf marine Lebensgemeinschaften und nutzt Parasiten als Bioindikatoren. Seine Einschätzungen können unser Projekt in vielerlei Hinsicht bereichern: von der technischen Umsetzung bis hin zur ökologischen Bewertung.
Aus dem intensiven Austausch mit Dr. Isbert nahmen wir viele praxisnahe Tipps und Empfehlungen mit:
Technik & Konstruktion:
• Stabil befestigen! Platten müssen so angebracht werden, dass sie nicht allzu stark durch Wellenbewegungen ins Schaukeln geraten. Auch einen Tag nach einem Sturm können hier noch enorme Kräfte unter Wasser wirken.
• Material beachten: Bei Kombinationen von Edelstahl und herkömmlichem Schwarzstahl kann es zu galvanischer Korrosion kommen.
• Korrosionsschutz-Tipp: Besonders beanspruchte Edelstahlteile (z. B. Seilaugen oder Schäkel) mit Gummischläuchen ummanteln. So wird der Druck verteilt – das schützt vor Abrieb und Korrosion.
Gestaltung der Riffe:
• Platten in unterschiedlichen Höhen und Anordnungen montieren – je größer die Vielfalt in der Anbringung, desto unterschiedlicher sind die entstehenden Habitate und desto mehr Parameter lassen sich letztendlich beurteilen und vergleichen.
• Eine strukturierte Oberfläche (z. B. gefräst) bietet mehr Mikrohabitate und fördert die Artenvielfalt (evtl. allerdings auch invasive Arten…)
Monitoring & Auswertung:
• Bewuchs regelmäßig und standardisiert erfassen – besonders zu beachten ist die Artenzusammensetzung und die Biomasse, denn grüner Bewuchs kann nicht mit Biodiversität gleichgesetzt werden.
• Monitoring sollte im Vier-Augen-Prinzip erfolgen – für mehr Objektivität und Qualitätssicherung.
• Tipp: Einsatz eines HOBO-Datenloggers zur Erfassung von Umweltparametern wie Temperatur oder Lichtverhältnissen unter Wasser.
Take-Home Message
Was wir aus dem Besuch besonders mitgenommen haben: Es geht nicht nur um „schönen“ bzw. möglichst viel Bewuchs – sondern darum, aufzuzeigen, welchen ökologischen Mehrwert
unsere Strukturen wirklich bringen. Das gelingt nur mit kluger Planung, gezieltem Monitoring und praktischem Engagement.
Ein herzliches Dankeschön an Dr. Wolf Isbert für das offene Gespräch, die spannenden Einblicke in das Leben eines Forschers und die vielen wertvollen Hinweise.
„Dieses Projekt geht in die richtige Richtung, dass junge Leute sich schon früh mit Biodiversität beschäftigen, sich dafür begeistern […] gerade in Zeiten, wo wir eben nicht nur über Klimawandel, sondern auch vor allem über den Verlust von Arten reden sollten, der möglicherweise schwerwiegender ist, als wir denken“ – Dr. Wolf Isbert