Bild zum Küstenschutz

Ist-Zustand: Ökosystembasierter Küstenschutz

Der aktuelle Zustand des Küstenschutzes an der deutschen Nordseeküste ist geprägt von „technischen Deichbauwerken“ mit einem sehr hohen Schutzniveau: Über 4.000 Quadratkilometer Niederungen und rund 333.000 Menschen werden durch rund 1.000 Kilometer Deiche gegen Sturmfluten geschützt. Es bestehen steigende Herausforderungen: Der Klimawandel führt zu häufigeren extremen Sturmfluten, stärkeren Erosionsprozessen und einem beschleunigten Meeresspiegelanstieg – daher reicht statischer Schutz allein künftig nicht mehr aus.

Um den Schutz auch in Zukunft zu gewährleisten, setzt man zunehmend auf sogenannte „Klimadeiche“, die höher, breiter und flacher gebaut werden und so besser gegen Extremwetter und Meeresspiegelanstieg gewappnet sind. Parallel dazu laufen millionenteure Sandvorspülungen zum Schutz vor Erosion auf Inseln wie Sylt.

Trotz des insgesamt hohen technischen Standards wächst der ökonomische, materielle und ökologische Aufwand jährlich. Das Bewusstsein, dass technische Lösungen künftig durch naturnahe und integrative Strategien (z. B. Düne-vor-Deich, Salzwiesen-Renaturierung) ergänzt werden müssen, setzt sich langsam durch.

Soll-Zustand: Ökosystembasierter Küstenschutz – naturnah, integrativ und sichtbar

Zentrale Elemente sind dynamische Dünenlandschaften, begleitende Salzmarschen, Polderflächen und schlanke Deiche. Diese hybriden Lösungen wie „Düne-vor-Deich“ oder Salzmarschen-Vorstufen absorbieren Wind- und Wellenenergie und bieten gleichzeitig Lebensräume für Watvögel sowie zahlreiche Organismen. Kontrollierte Überschwemmungen, das gezielte Anlegen und Renaturieren von Marschflächen und Sanddünen stärken nicht nur den Küstenschutz, sondern auch die Artenvielfalt und den Kohlenstoffspeicher im Boden. Langfristige Resilienz gegen Meeresspiegelanstieg und extreme Wetterereignisse wird durch die Kombination von technischen und naturbasierten Maßnahmen gewährleistet, unterstützt durch gezielte Raumplanung.

Salzwiesen und Seegrasflächen gelten zudem als effektive „Blue Carbon“-Senken, sie speichern große Mengen Kohlenstoff und filtern Nährstoffe, wodurch Wasserqualität und Biodiversität verbessert werden.

Fazit: Küstenschutz als Balance von Sicherheit und Biodiversität

Der grundlegende Wandel weg von starren Bauwerken hin zu dynamisch-naturbasierten Küstenschutzlandschaften ist nicht nur ein Modellprojekt, sondern angesichts des Klimawandels und steigender Meeresspiegel eine Notwendigkeit. Moderne Lösungen schützen effektiv gegen Fluten, fördern Artenvielfalt und machen Küsten zum Lebensraum und Erlebnisort für Menschen und Tiere gleichermaßen. Diese integrative Strategie garantiert langfristige Sicherheit, ökologische Resilienz und regionale Identität – ein Zukunftsbild für nachhaltigen Umgang mit Norddeutschlands Küsten.

Weiterführende Links und Quellen zu den Themen:

Herbstdeichschauen an der Nordsee: Experten geben Entwarnung – noch, nord24

Land unter- Doku über den Küstenschutz an Nord- und Ostsee, SWR Kultur

Küstenschutz im Norden: Die Herbstdeichschauen beginnen auf Föhr, dieZeit

Deichverstärkung & Attraktivierung von Friedrichskoog, Friedrichskoognordsee

Küstenschutz in der Nordsee – Die Rückkehr der Auster, Deutschlandfunk Kultur

Wie werden Norddeutschlands Küsten resilienter? (idw) Nachrichten

Positionen Meeres- und Küstennaturschutz der Nord- und Ostsee, BUND

(letzter Zugriff am 24.09.2025)