Im Interview mit Herrn Bludau von der Unteren Naturschutzbehörde, der Stadt Osnabrück wird die bedeutende Rolle der Stadtverwaltung bei der Lösung von Konflikten rund um urbane Gewässer deutlich. Die Zuständigkeiten sind klar geregelt: Verschiedene Behörden übernehmen präzise Aufgaben. Herr Bludau erklärt, dass zum Beispiel bei Kompensationsmaßnahmen genau geregelt ist, welche Behörde zuständig ist. Die unterhaltenden Stellen werden zuerst kontaktiert und sind die ersten, welche von den geplanten Maßnahmen erfahren.
Neben eigenen Renaturierungsprojekten werden vor allem Kompensationsmaßnahmen durchgeführt. Diese Maßnahmen kommen zum Tragen, wenn durch Bauvorhaben oder andere Eingriffe in die Natur, Gewässer beeinträchtigt oder verändert werden. Hierbei wird in der Stadt Osnabrück die Erhaltung der Funktionalität der Ökosysteme in den Vordergrund gestellt. Es wird darauf geachtet, dass bei Kompensationsmaßnahmen die Funktionalität beibehalten wird und dadurch ein ähnliches Ökosystem, wie das, welches gestört wird, renaturiert wird. Die Verursacher müssen für die Kompensationsmaßnahme aufkommen. Allerdings weist er darauf hin, dass dies oft nur zu einem „Flickenteppich“ führen könne, durch eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen.
In der Praxis treten verschiedene Nutzungskonflikte auf. So gibt es immer wieder Auseinandersetzungen mit Angler*innen und Kanut*innen, insbesondere wenn durch Renaturierungsmaßnahmen bestimmte Zugänge oder Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt werden. Auch die Landwirt*innen sind ein wichtiger Stakeholder, insbesondere wenn es um die Einhaltung der Vorgaben bezüglich zu Gewässerrandstreifen geht. Die Stadt setzt auf Dialog und Transparenz, um Lösungen zu finden. Bürger*innen werden in Bürgerforen und Infoabenden informiert. Bei Konflikten ist der erste Schritt das direkt Gespräch zu suchen, wenn dies nicht ausreichend ist werden Moderator*innen wie zum Beispiel die Landwirtschaftskammer hinzugezogen.
Ein weiteres zentrales Thema in Osnabrück ist der Hochwasserschutz. Die Stadt ist hochwassergefährdet, wie die Überschwemmungen im Jahr 2007 deutlich machten. Der Hochwasserschutz in urbanen Gebieten ist dabei eine große Herausforderung. Die Schaffung von Retentionsräumen zur Speicherung von Hochwasser ist grundsätzlich ein sinnvoller Ansatz, doch im Stadtgebiet mangelt es an freien Flächen.
Wir bedanken uns herzlich bei Frank Bludau für seine Zeit und das interessante Gespräch.